Auch 25 Jahre nach dem mörderischen Brandanschlag von Solingen sind die Verantwortlichen für die Installierung, Finanzierung und Duldung der Kampfsportgruppe Hak Pao noch nicht zur Verantwortung gezogen worden: Z.B. Innenminister Herbert Schnoor, NRW-Verfassungs-schutz-Chef Fritz-Achim Baumann, Polizeipräsident Klaus Köhler und die Wuppertaler Staatsschützer.
Unter den Augen des Wuppertaler Staatsschutzes und des NRW-Ver-fassungschutzes trainierten und organisierten sich Nazis aus der ganzen Bundesrepublik, wurde die verbotene Nationalistische Front fortgeführt und es entstand eine Art braunes Jugendzentrum in der Sportschule. Beim „kanakenfreien Freitagstraining“ wurden Solinger Jungnazis und auch drei der vier Brandstifter von Solingen von Nazis indoktriniert und im Kampfsport geschult. Unter den Augen des Staatsschutzes und des VS konnten Bernd Schmitt und seine Kameraden Antifas bedrohen und tätlich angreifen. Der Wuppertaler FAP’ler Viktor Jamnitzky besorgte sogar Lageskizzen vom Autonomen Zentrum in Wuppertal. Zahlreiche neonazistische und rechte Gruppen wie z.B. Auschwitzleugner konnten zudem auf den (staatlich mitfinanzierten) Ordnerdienst von Bernd Schmitt zurückgreifen. Alles nur um an die Nationalistische Front um Meinolf Schönborn heranzukommen.
Der damalige Geheimdiensteinsatz erinnert fatal an die NSU-Morde und an den Fall Anis Amri und den Anschlag am Breitscheidplatz. Auch hier agierten V-Leute, die in der islamistischen Szene platziert wurden und Islamisten wie Amri zu Anschlägen animierten, weil die Behörden an den IS-Prediger Abu Walaa herankommen wollten. Dass der radikalisierte und bewaffnete „Gefährder“ Amri seinen Parolen Taten folgen ließ, damit hatten das verantwortliche LKA und die Geheimdienste wohl nicht gerechnet…
Staatsschutz, LKA und VS wiederholen den Fehler von Solingen. Sie begreifen trotz ihrer gutbezahlten wissenschaftlichen Expert*innen damals wie heute nicht das Innenleben der neonazistischen wie der islamistischen Szene. Durch Hetze radikalisierte Nazis und Islamist*innen, brauchen für ihre Verbrechen keine Befehle oder Geldzahlungen vom VS. Sie nehmen sie natürlich gern als Zubrot an. Was sie wirklich benötigen sind staatlich zugestandene Ruhe- und Freiräume, in denen sie sich treffen und organisieren können.
An dieser Stelle müssen wir Selbstkritik üben. Wir Autonome und Antifas der 90er haben die Bedeutung der Kampfsportschule Hak Pao für die organisierte Naziszene im Bergischen Land und in der BRD nicht rechtzeitig erkannt und emstgenommen. Sonst hätten wir Bernd Schmitts „Sportschule“ Hak Pao und damit der Geheimdienst-Operation in Solingen-Gräfrath in einem breiten Bündnis und mit entschlossenen antifaschistischen Mitteln ein Ende bereitet.
Das ist auch für uns die wichtigste Lehre für heute. Wir dürfen Nazis und anderen menschenverachtenden Kräften nirgendwo Räume zur Entfaltung und Organisierung lassen.